Rechtsextreme Konsolidierung

Je größer die „Identitären“ werden, desto mehr müssen sie von ihrer Masche abrücken. Denn was im Jahr 2012 mit weder links noch rechts begann, äußert sich spätestens seit vergangenem Jahr, den Medien gegenüber, in einem klar nach außen getragenen rechten Selbstverständnis.
Die Intention ist klar: Stück für Stück sollen Medien und Gesellschaft für ihre schön verpackten rechtsextremen Forderungen (zB: Remigration) desensibilisiert werden.
Die Lage zum Thema Asyl und Migration spitzt sich weiter zu. Die politischen Entscheidungsträger*innen stellen gleichzeitig die Weichen auf reaktionäre Krisenlösungen. 50.000 Abschiebungen sind bis 2019 geplant und über Grenzschließungen wird sowohl in Deutschland als auch in Österreich laut nachgedacht.
Die Identitären, welche sich, in einer für FaschistInnen typischen Selbstüberhöhung, gerne als Erzwinger dieser Krisenlösung sehen, sind noch weit entfernt davon eine Bewegung zu sein. Trotzdem muss festgehalten werden, dass ihre Gruppen langsam aber sicher wachsen.
Bereits im vergangenen Jahr wurde des Öfteren darauf hingewiesen, dass dieses Wachstum auch KameradInnen anzieht, welche das Potenzial der „Identitären“, als eine der präsentesten Gruppen des österreichischen Rechtsextremismus-Spektrums außerhalb des Parlaments erkannt haben, allerdings eher aus anderen Szenebereichen kommen.
Als eines der wichtigsten Beispiele sei hier die Demonstration der „Identitären“ in Spielfeld, im November 2015, angeführt.
Auch heuer zeichnet sich ab, dass dieser Trend der rechtsextremen Konsolidierung nicht ab-, sondern eher zunehmen wird.

Bei der von den Identitären initiierten Aktion Lichter für Österreich, welche seit 25. Jänner wöchentlich montags vor dem Parlament stattfindet wurde das erstmals deutlich. Neben Mitgliedern der neonazistischen Hooligans von Unsterblich Wien (Mihaly Kocsis und Andreas Ranits), beteiligten sich auch der Vorsitzende der rechtsextremen Wiedenska Inicjatywa Narodowa, Robert Koralewski, sowie PDV-Vertreter und Rechtsterrorist Gabor Söregi (Söregi, Domainbesitzer und Administrator der offiziellen Homepage der PDV, hatte 2007 einen 17. Jährigen aus rassistischen Motiven mit seiner Waffe in den Bauch geschossen. Der 17-Jährige überlebte, blieb aber querschnittgelähmt. Weiters gab er zu auch für den Sprengstoffanschlag auf die Osmanli-Moschee in Wien-Hernals vom 15. November 2005 verantwortlich zu sein.). Zur PDV im allgemeinen und deren AktivistInnen haben unsere Genoss*innen der Antifaschistischen Recherche Graz vor kurzem einige aufschlussreiche Artikel verfasst.

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Markierte Gesichter von links nach rechts: Robert Koralewski, Mihaly Kocsis, Andreas, Gabor Söregi

Auch die erste öffentlich angekündigte Party der Identitären, welche nebenbei bemerkt ungestört vonstatten gehen konnte, stand im Zeichen der rechtsextremen Querfront. Ins Gasthaus zur Alm wurde eingeladen.
Andre Herold, der Lokalinhaber, veranstaltete 2009 in seinem Gasthaus noch Blood&Honour Solikonzerte für den Neonazi und Totschläger Jürgen Kasamas. Kasamas hatte 2009 den Kopf des Passanten Albrecht M. regelrecht „zu Brei getreten“, sodass keine Reanimation mehr möglich war. Ein Ermittler der Mordgruppe sprach im Zeugenstand von “Übertöten”: “Das Opfer war schon tot, trotzdem ist noch massive Gewalt ausgeübt worden.” Andre Herold hat auch selbst gute Kontakt in die Blood&Honour Szene. Zum Beispiel zum ehemaligen Bandmitglied der Wiener Neonazi-Band Service Crew Vienna, Petar Helmer.

Lokalinhaber

andrejuergen

Andre Herold (li.) mit Neonazi und Totschläger Jürgen Kasamas (re.)

Es zeigt sich, dass den Identitären in kleinen Schritten das zu umgehen gelingt, was ihnen nach staatlicher Repression zur Zeit am meisten weh tut: die mediale Skandalisierung ihrer neofaschistischen Ideologie und ihrer rechtsextremen Konsolidierungsbemühungen.
Ihre Zusammenarbeit mit Rechtsterroristen und Unterstützern von neonazistischen Totschlägern ist der österreichischen Medienlandschaft keinen Kommentar wert.
Das die Strategie der Identitären vor allem im postnazistischen Österreich so erfolgreich ist, ist kein Zufall. Die Frage nach dem Warum? würde allerdings den Rahmen dieses Eintrags sprengen. Bei Interesse lassen wir euch aber gerne eine Literaturliste per Mail zukommen.

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